Es ist die Aufgabe der Lehrkräfte fachwissenschaftlich, komplexe und/oder abstrakte Inhalte entsprechend der Lehrziele und des Bildungsniveaus der Adressaten didaktisch aufzubereiten. Unterricht ist entsprechend der Zielgruppe verständlich, logisch, anschaulich, fassbar bzw. begreifbar zu gestalten; wobei sich der „Aussagenumfang“ verringern kann, jedoch die fachliche Richtigkeit (Gültigkeit) und Widerspruchsfreiheit gewährleistet werden muss. Dies wird unter dem Begriff der didaktischen Reduktion zusammengefasst.
Grüner (1967) definierte die didaktische Reduktion als die „Umwandlung wissenschaftlicher, technischer Aussagen, so dass sie fasslich werden, jedoch war bleiben“.
Theoretische Ansätze zur Didaktischen Reduktion
Didaktische Reduktion nach Hering
„Didaktische Vereinfachung einer wissenschaftlichen Aussage ist der Übergang von einer differenzierteren Aussage zu einer allgemeinen Aussage gleichen Gültigkeitsumfanges über den gleichen Gegenstand unter dem gleichen Aspekt“.
(Hering 1958)
Er unterscheidet drei Arten der didaktischen Vereinfachung:
„1. In der Vereinfachung wird die Anzahl der merkmalträchtigen Einzelheiten einer Aussage vermindert. Der Gültigkeitsumfang bleibt dadurch bestehen. Der Übergang vom Allgemeinen zum Vereinfachten läuft auf verschiedenen Stufen ab, wobei die Stufen mit zu-nehmendem Grad der Vereinfachung weniger Merkmale enthalten. Auf diese Weise entstehen Vereinfachungsreihen, die graphisch als „Keile der Vereinfachung“ dargestellt werden können.
2. Aussagen, deren Teilaussagen keine übereinstimmenden Merkmale besitzen, werden didaktisch vereinfacht, indem eine Teilaussage (die im Zusammenhang wesentlich erscheint) in den Vordergrund gestellt wird, während auf die anderen nur noch verwiesen wird. Allerdings ist hier der Gültigkeitsumfang so stark ein-geschränkt, daß die vereinfachte Aussage sogar verfälschend sein kann, obwohl sie im Einzelfall richtig ist.
3. Die letzte Möglichkeit sieht vor, daß eine Teilaussage durch einen Oberbegriff ersetzt werden kann. Dieser Oberbegriff ist durch Hinweise auf bestimmte Merkmale gewählt und als bekannt vorausgesetzt.“
(Rösler, Schmitzdkunz 1996)
Didaktische Reduktion nach Grüner
Grüner entwickelte ab 1967 den Gedanken Herings weiter und sprach von einem didaktischen Reduktionsfeld, das durch eine horizontale und vertikale Reduktion gekennzeichnet ist.
Bei der horizontalen Reduktion bleibt der Gültigkeitsumfang erhalten, die abstrakte wissenschaftliche Aussage wird in der Darstellung (z. B. durch Analogien, Graphiken, Illustrationen oder Beispiele) jedoch konkreter.
Bei der vertikalen Reduktion nimmt die Gültigkeitsstufe ab. Die komplexe, wissenschaftliche Aussage auf exemplarische Ausschnitte (Sonderfälle, Vereinfachungen etc.) reduziert.

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an https://www-user.tu-chemnitz.de/~nean/Onlineartikel/Hering-Reduktion.pdf.

Querverweis
Literatur
| Kap. 7.6 Empfehlung von Planung, […] von handlungsorientierten Unterricht in Riedl, Alfred (2011): Didaktik der beruflichen Bildung. 2., komplett überarbeitete und erheblich erweiterte Auflage. 2. Auflage. Stuttgart: Franz Steiner Verlag. |
