Es werden sechs Lehransätze unterschieden. Sie werden i. d. R. in Gegensätzen dargestellt.
− Umfassend ↔ Exemplarisch
− Zielgerichtet ↔ Offen
− Führend ↔ Forschend, entdecken lassend
Umfassend ↔ Exemplarisch Katschmarek
Umfassen
Inhalt und Abfolge der Lerneinheit orientieren sich an der Systematik der korrespondierenden Fachwissenschaften. Alle wesentlichen und relevanten Lerninhalte werden angesprochen.
Exemplarisches Lernen Smieja
Einzelne exemplarische Themenschwerpunkte der Fachwissenschaften werden vertieft bearbeitet. Ihre Stellung im Gesamtkomplex wird jedoch deutlich gemacht. Unterrichtsart, bei der anstelle einer umfassenden Stoffdarbietung thematische Schwerpunkte gesetzt werden, die an ausgewählten Beispielen das Verständnis einer ganzen Sachstruktur ermöglichen sollen. Die beispielhafte Auswahl des Stoffes orientiert sich
am »Elementaren«, d. h. den grundlegenden Lern- und Unterrichtsgegenständen eines Faches, den Grundbegriffen, auf denen es aufbaut.
Kurzdefinition
„Exemplarisches Lernen ist die intensive Auseinandersetzung der Schüler mit Lerninhalten, die ihnen Erkenntnisse in Grundstrukturen weiterer Gegenstandsfelder ermöglichen. Ziel des Exemplarischen Lernens ist es, den Schülern Fähigkeiten zur Induktion (Abstrahierung), Deduktion (Konkretisierung) und Analogiebildung zu vermitteln, um einen Sachverhalt besser verstehen zu können. Den Schülern soll an ausgewählten Beispielen ein Verständnis übergreifender Bezüge ermöglicht werden.“ (vgl. Glossar Universität Kaiserslautern)
Die ausgewählten Inhalte sollen demnach exemplarisch, elementar und repräsentativ sein. „Die Auswahl exemplarischer Inhalte soll den Lehrplan entrümpeln, so dass Zeit gewonnen wird für gründliches, in die Tiefe gehendes Lernen an als wichtig identifizierten Inhalten“ (Kemnitz & Sandfuchs 2006).
Chancen:
– Zeitersparnisse können zur Einführung in fachgemäße Arbeitsweisen (objektive
Messmethoden, wissenschaftliche Modellvorstellungen) genutzt werden.
– Förderung und Weiterentwicklung von Methodenkompetenzen (Forschungsstrategien, Denken, Arbeitshaltungen).
– Hilft kritisch-konstruktives Bewusstsein zu wecken.
– Ausbildung sozialer Kompetenzen durch aktive Problembehandlung in einer
Gruppe.
Probleme:
– Keine Gegenstandsimmanenz des Allgemeinen (Das zu suchende und zu übertragende Allgemeine wird vom Menschen bestimmt.).
– Keine beweisführende Kraft des exemplarischen Vorgehens (Die Übertragung ist
hypothetisch und erfordert Autoritätsglauben.).
– Kein selbstständiges Finden des Allgemeinen durch den Lernenden (An einem Spezialfall ist das Allgemeine nicht vom Besonderen zu trennen.).
– Übertragen muss als Methode gelernt und geschult werden.
– Notwendigkeit eines ergänzenden informativen Lernens zur Abdeckung nicht erfasster Bereiche.
– Nicht alles kann exemplarisch gelernt werden.
– Letzten Endes keine Auswahl adäquater Fälle stellvertretend von der Lehrkraft. Jeder Lernende entscheidet über die für ihn verdeutlichende
Funktion des Beispiels selbst.
(vgl. Gabriel, Seibold 2010)
Beispiel
Im fachübergreifenden Unterricht können auch nicht fachliche Themen relevant sein.
Ein Beispiel ist das Thema Verträge – Vertragsrecht.
Im umfassenden Unterricht würde man versuchen das gesamte Thema zu erfassen und
i. d. R. fachsystematisch zu gliedern. Wählt man die exemplarische Vorgehensweise,
werden einzelne exemplarische Themenschwerpunkte vertieft bearbeitet. Ihre Stellung
im Gesamtkomplex wird jedoch deutlich gemacht. Man könnte anhand des Beispiels
Handy-Vertrag (Lebensbezug der Schüler:innen gegeben; Gegenwarts- und Zukunftsbezug
(nach Klafki) ebenfalls) die wichtigsten Themen in Bezug auf Verträge erarbeiten.
Querverweis
Stichworte
Vertreter:
Martin Wagenschein (https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Wagenschein)
Zielgerichtet ↔ Offen
Zielgerichtet
Die Lehrkraft legt Lehr/Lernziele, -inhalte und die Methoden fest. Die Kontrolle und Bewertung erfolgt auch durch die Lehrkraft.
Offen
Im offenen Unterricht sind die Lernergebnisse offen. Meist ist eine Problemstellung gegeben, die die Lernenden zur selbstständigen Lösung anhalten.
Je nach Schultyp gibt es verschiedene Definitionen.
Def. I: Allgemeinbildende Schulen
– Offener Unterricht ist eine Organisationsform, die durch selbstbestimmtes und selbstgesteuertes Lernen seitens der Schüler:innen gekennzeichnet
ist.
Lernende wählen Inhalt, Methode und Form selbst.
Def. II: Allgemeinbildende und berufliche Schulen
– Der Unterricht ist problemorientiert aber ergebnisoffen
Eine Aufgabe ist vorgeben, Inhalte, Methode und Form ist von der Lehrkraft mehr oder weniger vorgegeben
Def. III: Alles außer Frontalunterricht
Der Lehransatz ist gekennzeichnet durch …
– … eine hohe Aktivität der Schüler:innen
– … und die Selbstbestimmtheit sowie Selbststeuerung durch die Schüler:innen
Typische Lehrformen sind entdeckendes, problemlösendes, handlungsorientiertes oder
forschendes Lernen. In der Regel umgesetzt mittels Projekt, Freiarbeit, Stationenlernen
oder Wochenplanunterricht.
Querverweis
Stichworte
Weitere Autor:innen: Peschel, T.; Jürgens, E.; (Bönsch)
Führend ↔ Forschend, entdecken lassend
Führend Rabino
Dieser Lehransatz ist gekennzeichnet durch eine starke Dominanz des Lehrenden. Der/die Lehrer:in ist zum Großteil verantwortlich für das Vermitteln von Wissen und Sachverhalten. Der Unterricht ist stringent geplant und wird entsprechend von der Lehrkraft geleitet.
Forschend, entdeckenlassend Hols
Beim entdeckenden Lernen ermöglicht die Lehrkraft den Lernenden individuelle Erkenntnisprozesse an geeigneten Aufgaben, Medien und Arbeitsmaterialien. Daneben stehen das Einüben von Problemlösestrategien und der Erwerb von Lernstrategien durch den Lernenden selbst im Mittelpunkt. Die Lehrenden sind aktiv, die Lehrkraft beschränkt sich auf ein Anregen von Lernprozessen und fungiert bei Bedarf als Berater.
Das Lernen besteht aus 3 Prozessen, die gleichzeitig ablaufen: (vgl. Ott 2011)
– Wissensaneignung
– Wissensumwandlung
– Wissensbewertung
Lehr- und Lernansätze
Der Ansatz des entdeckenden Lernens wurde von Jerome Bruner entwickelt. Entdeckendes Lernen definiert er als autodidaktische Erschließung eines Wissensgebietes. Bruner entwickelte vier Lehr- und Lernansätze. (vgl. Edelmann 2012, StangL 2017)
– Transferförderung
o Informationen müssen selbst gesammelt werden
o Informationen müssen selbst sortiert und eingeordnet werden
o Vergleich zwischen bereits gelerntem und neuem Lernstoff
– Problemlösefähigkeit
o Probleme werden erkannt und analysiert
o Hypothesen werden gebildet und analysiert
– Intuitives Lernen
o Intuition lässt die Lernenden schneller ihr Ziel erreichen
– Förderung der intrinsischen Motivation
o Der Lernende entwickelt den Reiz, etwas Neues zu erlernen / zu verstehen.
Neugier wirkt motivierend
Anwendung des Lehransatzes
– Autonomie der Schüler:innen wird gestärkt (Zeitmanagement)
– Teamfähigkeit der Schüler:innen wird gefördert
– Sehr gut einsetzbar als Einführung in ein neues Kapitel
– Eine Möglichkeit das Vorwissen und Interessen der Schüler:innen zu identifizieren
– Methode reicht nicht aus, um gesamten schulischen Stoff zu vermitteln
