6 Reflexion

„Der Baum der Erkenntnis trägt bittere Früchte.“

(Unbekannt)

Selbstreflexion meint die Fähigkeit, sich selbst, das Verhalten und das eigene Handeln kritisch zu hinterfragen.

Reflexion des Handelns/Unterrichts: Intensionen erreicht? Wo gab es warum Probleme? Was ist zu tun, um dies zu ändern?


6.1 Reflexion des Unterrichts

  • Intentionen erreicht?
  • Welche Probleme traten auf (Intention, Inhalt, Niveau, Störungen, organisatorisch, sozial/Interaktion, individuelle …)?
  • Ursachen der Problem (falsche Einschätzung, falsche Zeitplanung, einmalige Störung von außen …..)?
  • Abhilfen?
  • Was kann und will man ändern? Wie?

6.2 Die Rolle der Lehrkraft – Lehrkraftpersönlichkeit

Rollenbilder

Die Lehrkraftrolle ist stark durch eine standardisierte soziale Rolle (durch Gesellschaft, Betrieb, Staat, Eltern und Schüler:innen) geprägt. Im Laufe des Berufslebens gilt es ein Selbstverständnis seiner Rolle zu entwickeln.

Externer Blick auf die Funktion von Lehrkräften

Wisseninhaber:in Lerngestalter:in Lernbegrleiter:in
Bewerter:in /Beurteiler:in Brückenbauer:in Regisseur:in
Lernhelfer:in
Beziehungsgestalter:in
Berater:in
Manager:in
Seelsorger:in
Vorbild
Lehrorganisator:in Moderator:in
Schlichter:in
Lernbetreuer:in
Koordinator:in Erziehungsexperte/Erziehungsexpertin
Mediator:in
………
Rollenkonflikte

Da der Mensch (was ist eigentlich die weibliche Form von Menschen?) i. d. R. verschiedene Rollen einnimmt kann es zu Rollenkonflikten kommen.

Interrollenkonflikt = Wiedersprüche / Konflikte aufgrund verschiedener Rollen (Student:in/Lernende:r – Lehrkraft im Praktikum)

Intrarollenkonflikt = Widersprüchliche Erwartungen an eine Rolle (angepasste:r Arbeiter:in – eigenständiges Denken und eigenverantwortliches Handeln)

Lehrkraftpersönlichkeit

Eine Dimension einer professionellen Kompetenz ist die persönliche Disposition. Determiniert u. a. durch Charaktereigenschaften, Wertevorstellungen, Ethos etc. – Komponenten, die eine Persönlichkeit ausmachen.

Eigenschaften die bei Lehrer:innen geschätzt werden:

  • empathisch – ohne Betroffenheit (einfühlsam, feinfühlig)
  • fair, gerecht, neutral
  • respektvoll
  • wertschätzend und annehmend
  • tolerant im Sinne von akzeptierend
  • subjektbezogen „emotionslos“, neutral
  • geduldig
  • ermutigend, fördernd
  • offen
  • (humorvoll)
  • ehrlich
  • authentisch
  • Brennt für das Fach (nach der Hattie-Studie (vgl. Hattie 2014) der wichtigste Faktor für einen guten Unterricht)
  • Reflektierte Werte, kein Missionsbestreben
  • Transparent, klares System von Regel für alle (einschließlich der Lehrkraft)
  • Strukturiert und diszipliniert (Vorbild)
  • Gut vorbereitet und organisiert
  • Klare, gute, richtige Sprache 
  • kann kommunizieren – beherrscht die Kommunikationstechniken
  • ist fachlich (in mehrfacher Hinsicht) kompetent
Erkenne Dich selbst!

Eine von drei apollonischen Weisheiten (Delphi)

Fremd- und Eigenwahrnehmung

Ausstrahlung:

  • Auftreten – Präsenz zeigen
  • Ausstrahlung
  • Begeisternd

Was wirkt:

Neben den ob genannten Punkten.

  • Blickkontakt
  • Lächeln
  • Äußere Erscheinung sollte zur „Rolle“ passen
Führungsstile
  • Autoritär
  • Demokratisch
  • Laissez-faire
Auch eine Frage des Stils!

Kleider machen Lehrer:innen!

Auch eine Frage des Stils!

Kleider machen Lehrer:innen!
Die Kleidung der Lehrkraft ist ein häufiger
Grund für Unterrichtsstörungen.

How to become a teacher? — Survival of the fittest

Professionalität wird in einem längeren beruflichen und persönlichen Entwicklungsprozess erworben. Die Entwicklung beruflicher Kompetenz von Lehrkräften verläuft typischerweise in drei Stadien (vgl. Fuller, Bown 1975; Schönknecht 2005):

  • survival stage
    „Überleben“ im Klassenzimmer – mannigfaltige Schwierigkeiten mit dem Vor-der-Klasse-Stehen und Unterrichten
  • mastery stage
    Lehrkraftrolle angenommen – Unterrichtssituationen werden didaktisch gut gestalten
  • routine stage
    Routine ermöglicht stärker auf die Bedürfnisse bzw. Probleme der Schüler:innen einzugehen – Schüler:innen werden stärker beachtet, didaktische und pädagogische Aufgabe rückt in den Mittelpunkt

Spezielle Risikofaktoren des Lehrkraftberufs sind Frustration und Frustrationstoleranz, Perfektionismus und die Selbstwahrnehmung als allwissender Einzelkämpfer (vgl. Pfister 2009, S. 52).

Es gilt, eine Balance zwischen Persönlichkeit bzw. Authentizität und einer objektiven Professionalität zu finden. Dazu gehört auch eine ordentliche Portion Inkompetenzkompensationskompetenz (vgl. Marquard 1991 S. 237).

Querverweis
Literatur
Mietzel, G. (2017): Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens. 9., aktualisierte und erweiterte Auflage. Hogrefe. Kap. 2 S.61.

Hattie, J. (2014): Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen: Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe von „Visible Learning for Teachers“. Schneider Verlag.
NachTinke (Nachdenken)
Erziehung ist organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend. (Mark Twain)
oder
Die Lehrkraft ist die:der natürliche Feind:in der Schülerin oder des Schülers!        
Jugendliche haben eine andere Peergruppe, andere Interessen, Sprache etc. und ein Recht auf eine “Privatsphäre”.
=> Rolle und Grenzen akzeptieren, Respekt zeigen, Distanz wahren, nicht übergriffig oder anbiedernd werden.