Lernen ist ein individueller sowie emergenter Prozess. Diesen Prozess zu initiieren und zu fördern bedeutet, einen Raum zu schaffen, in dem er stattfinden kann. Um diesen Raum zu gestalten, ist ein Verständnis vom Prozess des Lernens und der theoretischen Grundlagen der Lernpsychologie notwendig.
Im folgenden Kapitel werden die tradierten Lerntheorien skizziert.
Der menschliche Lernprozess ist seit jeher Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Forschungen. Der Mensch ist von Geburt an lernfähig. Das leistungsfähige Gehirn (gutes Gedächtnis, abstraktes Denken) und die natürliche Neugierde des Menschen unterstreichen diesen Umstand. Lernen geschieht bewusst (formell z. B. in der Schule) sowie unbewusst (informell bspw. Spracherwerb von Kleinkindern). Lernen setzt Interaktion und sinnliche Wahrnehmung voraus; dabei ist es selektiv – es werden nicht alle Sinneseindrücke vom menschlichen Gehirn verarbeitet oder gespeichert.
So selbstverständlich wie der Begriff des Lernens im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet wird, so schwierig ist seine wissenschaftliche Definition.

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an https://phdnonsense.wordpress.com/2009/06/02/phd-comics/
(Stand 29.2.24).
So wird u. a. Lernen definiert als:
„[…] eine dauerhafte (im Gegensatz zu einer vorübergehenden) Änderung des Verhaltens und von Verhaltenspotenzialen, die durch Übung (im Gegensatz etwa Reifung, Prägung oder Krankheit) erfolgt.“ (Stangl 9a).
Oder:
„[…] das Aneignen von nicht ererbtem/-n Wissen, Verhaltensweisen, Normen, Werten usw. Es verändert das Individuum und sein Lebensumfeld durch wiederholtes Erfahren.“ (Stangl 9a).
Oder:
„[…] der Prozess des Erwerbs von Erlebens- und Verhaltensweisen, welche durch Interaktion mit der Umwelt zustande kommen – Lernen ist ein Prozess durch den Verhalten aufgrund von Interaktion mit der Umwelt oder Reaktion auf eine Situation relativ dauerhaft entstehen und verändert wird.“ (Skowronek, 1974).
Oder/oder/oder…
Was den Lernprozess ausmacht, wurde in unzähligen Untersuchungen erforscht und in zahlreichen Theorien versucht zu beschreiben.
Querverweis
Links
Weitere Definitionen zum Lernen: https://psychologie.stangl.eu/definition/Lernen.shtml
Literatur
Mietzel, G. (2017): Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens. 9., aktualisierte und erweiterte Auflage. Hogrefe.
Exkurs II
Definition Theorie: Hypothesensystem – ein abstraktes Gedankenkonstrukt
„Hypothesen sind durch Beobachtungen oder Überlegungen begründete Vermutungen, die zur Erklärung bestimmter Phänomene dienen. Hypothesen erreichen den Status einer Theorie, wenn sie in Experimenten eingehend überprüft werden konnten und sich dort bewährten […].“ (Krüger, Vogt 2007, S. 2.).
Vier Bedeutungen einer Theorie:
o Technologisch
Kunstfertigkeit – Wissen, das zu praktischen und theoretischen Können führt.
o Prognostisch
Die Theorie hilft bei der Abschätzung der Folgen einer Handlung.
o Erklärend
Theorie, die hilft Ergebnisse zu erklären.
o Beschreibend
Theorie fokussiert auf die zu untersuchenden Aspekte.
Hier zeigt sich das erste Problem der Didaktik als Wissenschaft. Durch die Komplexität und „Unspezifität“ des Forschungsobjektes, mit seinen unzähligen Parametern, kann keine (objektive) Verifizierung/(Reliabilität) durch Experiment, im naturwissenschaftlichen Sinne, erfolgen. Es ergibt sich daraus eine Unschärferelation.
